Sonntag, 13. Mai 2012

Rolf Lappert: Pampa Blues (Hanser 2012)

Dies ist ein sehr vorsichtiges, langsames Buch. Ort des Geschehens ist ein Mini-Dorf in Mecklenburg-Vorpommern. Fast alle Bewohner des Dorfes sind weg, aus verschiedenen Gründen – nur ein paar alte schrullige Männer, eine jüngere Frau und ein Junge von 16 Jahren sind übriggeblieben – Ben. Er ist die Hauptperson, der in einer Ich-Erzählung sachlich über den unspektakulären Alltag dieser merkwürdigen Überlebensgemeinschaft berichtet. Trotzdem passiert etwas, das spannend ist, hier aber nicht verraten wird.

Das Buch ist wunderbar geschrieben, einfach und ohne irgendeine Stelle, über die der Leser im Innern stolpern könnte. Bemerkenswert ist die Schilderung der Beziehung Bens zu seinem immer mehr in eine alzheimerartige Krankheit abdriftenden Großvater – glaubwürdig und absolut gut nachvollziehbar werden die umsorgende Zuneigung und gleichzeitiges Genervtsein des außergewöhnlich kreativen jungen Mannes nebeneinandergestellt. Trotz der deprimierend anmutenden Ausgangslage ist dies Buch ein mutmachender Beitrag zum Erwachsenwerden. (UP13)