Sonntag, 13. Mai 2012

Sangu Mandanna: Lost Girl – Im Schatten der Anderen (Ravensburger 2012)

1. "Lost Girl, im Schatten der Anderen" von der englischen Autorin Sangu Mandanna, ist ein Roman über Liebe, Tod, Wut und Ethik.

Ein Mädchen muss alles nachahmen, was ein anderes Mädchen am anderen Ende der Welt tut. Um es im Falle eines Unfalls zu ersetzen. Sie hat noch nicht mal einen eigenen Namen. Nach außen hin so tun, als wäre sie Amarra. Nur ihre Gedanken gehören ihr selbst, aber die darf sie nicht aussprechen.
Doch dann muss sie wirklich zu ihren Nenneltern nach Bangalore, um die echte Amarra zu ersetzen. Wird sie Amarras Freunde täuschen können? Sie muss, denn in Indien sind Echos eigentlich verboten. Und wenn ihre Nenneltern sie nicht behalten wollen, wird sie von den Meistern, die sie erschaffen haben, umgebracht.

Das Buch gefällt mir sehr gut, denn man kann sich perfekt in die Personen einfühlen. Sie sind realistisch und sehr unterschiedlich.
Empfehlen würde ich das Buch jedem ab 10. (TH8)


2. Ein bisschen Doppeltes Lottchen, ein bisschen Frankenstein, ein bisschen Krabat, ein bisschen Schul-Soap in Bollywood, ein bisschen unheimlich, weil es um Klone geht. Alles zusammen eine spannende Mischung.

Ein junges Mädchen, Eva, 16 Jahre, wird von ihren Vormunden Erik und Mina Mai großgezogen. Einen Freund hat sie auch – Sean. Dann sind da noch vier weitere Erwachsene, die sich um sie kümmern. Erzogen wird sie allein zu Hause, weil das sicherer ist. Aber ihr gefällt das abgeschottete Leben nicht und sie versucht immer wieder, ein eigenes unabhängiges Leben zu führen. Das soll sie aber nicht, denn sie ist „nur“ ein Echo – ein Klon eines anderen Mädchens, das nicht wie sie in England, sondern in einer Familie in einer großen indischen Stadt lebt. Dies Mädchen heißt Amarra und mag sie nicht, vor allem weil sie immer Tagebuch schreiben muss, damit Eva  alles aus ihrem Leben weiß.

Wozu das Ganze? Die Eltern von Amarra haben solche Klone für ihre Kinder in Auftrag gegeben zur Sicherheit, damit, wenn mal eins ihrer Kinder sterben sollte, dann das Echo dessen Leben weiterlebt und die Eltern nicht auf ihre Kinder verzichten müssen -  doch so einfach ist das alles nicht, wie sich herausstellt. Man muss das Buch lesen, um zu verstehen, was es mit dem ich und den anderen auf sich hat. Und man darf nicht zimperlich sein als Leser – mehr soll hier nicht erraten werden.

Ich finde die Idee des Buches sehr interessant. Mindestens zwei Welten prallen hier aufeinander. Am Anfang wollte ich unbedingt sofort wissen, wie alles ausgeht und habe die erste Hälfte des Buches in einem Zug gelesen. Dann aber stockte meine Neugier, weil ich feststellte, ok, jetzt kommt wieder ein neues Abenteuer –das hatten wir doch schon so ähnlich – ich meine, dem Buch hätte in der zweiten Hälfte eine Kürzung gut getan. So habe ich am Ende sehr schnell gelesen, einiges sicher auch überlesend dabei, weil ich nur noch wissen wollte, wie es ausgeht – die verschiedenen verwirrenden Hin-und her Spiele haben mich dabei nicht mehr so interessiert. Und es blieben doch auch am Ende Fragen offen, z.B. warum denn nun eigentlich ausgerechnet in Indien die Familie die Klone bestellte – die Bekanntschaft zwischen einer indischen Frau und einem englischen Wissenschaftler schien mir da zu wenig Motiv. Dennoch: ein lesenswertes Buch einer jungen indischen Autorin. (UP13)