Samstag, 2. Juni 2012

Heidi Rehn: Gold und Stein (Knaur 2012)

Historische Romane sind eine gute Möglichkeit, sich auf angenehme Weise mit Vergangenheit zu befassen und Vergleiche zum Hier und Jetzt zu ziehen.  Und Ostpreußen ist ohne Zweifel auch ein Gebiet, das zu erkunden es sich immer lohnt.  Das Buch macht also zunächst einen guten Eindruck, der Leser wird zudem mit allem versorgt, was er braucht, Vorwort, Nachwort, Aufklärungen über die tatsächlichen historischen Ereignisse, Worterklärungen, eine brauch bare Karte, Quellenangaben – und das Buch „liegt gut in der Hand“.

Trotzdem hat es mir nicht gefallen. Zwar sind die Hauptpersonen allesamt sympathisch dargestellt – beim genauen Hinsehen werden aber Widersprüche deutlich. Als Leser beginnt man zunächst, sich ein vages Bild von einer Person zu machen, das dann mit jeder Begebenheit, mit jedem Gespräch genauere Konturen bekommt. Hier hat es der Leser nicht leicht. Zu schnell ändern die Personen ihr Verhalten, man ist oft verwundert und runzelt die Stirn. Und allzu häufig wird auf Eigenheiten der Personen hingewiesen. So vergesslich ist der Leser nun auch nicht, dass er sich nicht 10 Seiten lang merken kann, wie oft z.B. Agnes mit ihrem Halstuch spielt und warum. Überhaupt die Wiederholungen.  Nach etwa einem Viertel des Buches hatte ich das Gefühl, dasselbe ähnlich schon gelesen zu haben. Die Entwicklung der Handlung mäandert durch die Seiten – ohne dass die Spannung gehalten werden kann. Ich hatte den Eindruck, dass immer abwegigere Scheinhürden aufgebaut werden, damit dann am Ende der Leser doch aufseufzen kann und beruhigt sagt: geschafft.

Dabei ist die Geschichte eigentlich gut ausgedacht: Eine Zwillingsgeburt. Daraus folgende Irrungen und Wirrungen aller daran Beteiligten in und um Königsburg. Ein bisschen Liebe und vor allem politische Verwirrungen. Die Welt der Kaufleute, Baumeister, Bierbrauer, Bortenmacher. Eine vielversprechende Mischung.

Sicherlich können etliche erfahrene Leser, besonders, wenn sie denn auch noch an der Geschichte des Ordenslandes interessiert sind, die Geduld für die 710 Seiten aufbringen. Junge Leser sind mit diesem Buch jedoch sicherlich überfordert. (UP13)