Samstag, 2. Juni 2012

Linzi Glass: Die Farben der Freundschaft (Hanser 2012)

Durch das Lesen dieses Buches kann man mal wieder viel lernen. Und es ist dazu noch sehr spannend und einfühlsam geschrieben. Besonders gut hat mir gefallen, dass hier die Beschreibung der Bilder eines Malers immer die jeweilige Stimmung verdeutlichen, welche  zu den ablaufenden Ereignissen  passen. Die berührendste Stelle in dem Buch für mich war, wie sich die Hauptperson, Ruby,  mit einem Schulaufsatz über die Frage „ Ist vorzeitiger Tod Schicksal oder göttliche Fügung“ abmüht  - und gleichzeitig wird durch einen auktorialen Erzähler immer eingeschoben, was zeitgleich bei dem Aufstand in Soweto wirklich draußen auf der Straße passiert: Nämlich der gewaltsame Tod von demonstrierenden Schulkindern.

Damit ist klar: Die Geschichte spielt 1976 in Südafrika, Johannesburg, Soweto. Es geht um das beginnende Ende der  Apartheid, die es offiziell erst seit 1994 nicht mehr gibt. Wie das komplizierte Leben der verschiedenen Bevölkerungsgruppen bis dahin ausgesehen hat, wird von Linz Glass eindrücklich geschildert.

Ruby ist die Hauptperson in diesem Buch. Ihre Eltern setzen sich verdeckt als Anwalt und Kunstexpertin für die Rechte der farbigen Bevölkerung ein, u.a. indem sie ihr stark bewachtes Haus den geheimen Treffen der Untergrundorganisation ANC  zur Verfügung stellen – ein Engagement, das ihre Tochter Ruby in die absolute Isolation zwingt. In der Schule darf nämlich niemand wissen, wie sie wirklich lebt und dass der Freundeskreis der Eltern aus einer Gruppe von Außenseitern jeder Hautfarbe besteht, zu denen Ruby seit ihrer Kleinkindzeit ein enges familiäres Verhältnis entwickelt hat und die teilweise sogar mit in ihrem Haus wohnen – zu der Zeit in Südafrika eine absolut undenkbare und sogar verbotene Konstellation. Und schließlich ist Ruby auch noch eng befreundet mit bei den Engländern allseits verhassten Afrikaandern…

Welche vielseitigen gefährlichen Verwicklungen sich daraus ergeben und wie grausam der Alltag für Schulkinder auch sein kann – das alles lohnt sich unbedingt zu lesen.
Empfehlen würde ich dies Buch ab 13Jahren. (UP13)