Dienstag, 19. März 2013

Conrad Wesselhoeft: Adios Nirvana (Carlsen 2012)

Warum liest man dieses Buch in einem Zug durch? Ohne dass man alle direkten und indirekten literarischen Zitate auf Anhieb versteht und keine Ahnung von den -zig Sorten sagenumwobener E-Gitarren hat? Vermutlich weil man sich der suchenden Verzweiflung Jonathans nicht entziehen kann, angerührt ist von dem Zusammenhalt einer echten Clique und sich unbedingt wünscht, dass es diesem an sich zweifelndem verwirrten Jungen endlich besser geht.

Nichts in seinem Leben scheint gut zu laufen. Sein Zwillingsbruder ist gestorben, seine Eltern, natürlich getrennt lebend, kümmern sich weniger als nicht um ihn,  kaum bekommt er mal eine warme Mahlzeit, Geld hat er nicht, Angst dafür umso mehr, Selbstmordversuche schlagen fehl und er ist demKonsumvon Red Bullund NoDoz Tabeltten schonungslos augeliefert. In einem Tagebuchähnlichen Stil erfahren wir von Seite zu Seite mehr darüber,warum sich das Weiterleben überhaupt nicht lohnt. Aber dann treten der Reihe nach verkappte „Engel“ auf. Die Schulleiterin zwingt ihn, wieder zur Schule zu kommen und die gefehlte Zeit in einem Hospiz zu verbringen,wo er die Memoiren eines Todgeweihten aufschreibt. Sein Literaturlehrer hat ihn zu einem Wettbewerb junger Schriftsteller angemeldet und er gewinnt den ersten Preis. Zufällig belauscht ihn ein Profimusiker beim Üben – und weckt durch das umwerfende Lob seinen Ehrgeiz als Gitarrist. Seine Mutter verlangt von ihm, das Haus neu zu streichen – und dergleichen mehr. Am Ende findet er sich vor 1200 Zuschauern auf der Bühneund Katie wartet auf ihn – wie essoweit kommen konnte – lest selbst.

Mir hat das Buch gefallen. Es ist aber eher ein Buch für Musikfans und Jungen ab 14 Jahren. Die Sprache entspricht der der Jugendlichen in Amerika, wenn man Bukowski und Whitman kennt, schadet es nicht. Auch das Sujet (Jugendlicher trotzt dem Schicksal – bekannt seit „Eine wie Alaska“ oder „Wie ich zum besten Schlagzeuger der Welt wurde“) ist nicht ganz neu. Das lyrische Motto des Buches könnte heißen: Leben heißt zum Licht zu schwimmen,den Riss in der Mauer sehen,die Schwimmer in der Finsternis zu befreien. Und das ist denn doch sicher bedenkenswert. (UP13)


2)  Zum Inhalt ist nicht viel mehr zu sagen, Ich fand das Buch aber unglaublich gut. Obwohl es am Anfang etwas komisch ist, wird es immer besser. Die Geschichte ist unglaublich berührend, mal muss man weinen, mal lachen. Es  ist gespickt mit Sätzen, die man sich am liebsten an die Wand hängen würde, weil sie so gut sind. Manchmal sagt jemand etwas und man denkt eigentlich :"Ja, das ist es". Das Buch ist gut geschrieben, in sich stimmig und lässt sich auch leicht lesen und obwohl es von einem Jungen erzählt wird, ist es doch eigenlich etwas für alle. Es ermuntert einen, die Hoffnung nicht zu verlieren, egal wie schlecht es einem geht. Am Anfang, gerade weil es ihm so schlecht geht und man denkt :"So kann das doch nicht weitergehen". Eigentlich würde man ihm am liebsten einen Tritt geben, doch dann kommen ja glücklicherweise die anderen Figuren und machen das. Auch wenn das Buch am Anfang etwas deprimierend wirkt, ist es doch eigentlich sehr lustig , aber auch nachdenklich.
Es ist ein Buch, das man immer wieder lesen möchte, weil es einfach so gut ist, so mitreißend und anrührend, und gleichzeitig lustig. Ein Buch für jeden, zum denken, mitweinen, mitlachen, mitfühlen. (JB11)