Sonntag, 14. April 2013

Jacqueline Kelly: Calpurnias evolutionäre Entdeckungen (Hanser 2013)

1)Dieses Buch ist ein langsames Buch. Und der Leser erfährt eine Menge über genaues Beobachten vor allem der Natur. Calpurnia erlebt die Jahrtausendwende. Aber zum 20. Jh., also 1900. Sie wächst in einer großen Familie auf, unter vielen älteren und jüngeren Brüdern ist sie das einzige Mädchen. Ausgerechnet sie hat nur ein einziges Hobby: Bildung und Forschung – was aber keinen interessiert. Alle wollen aus ihr eine zukünftige gute Hausfrau und Mutter machen – sie soll Dinge lernen, die sie langweilen, für die sie auch überhaupt keine Begabung hat. Dagegen kann sie vor Aufregung nicht schlafen, wenn sie eine kleine Pflanze entdeckt, die sie noch nie gesehen hat. Der einzige, der das nachempfinden kann, ist der sonderliche Großvater, der überall mit seinem schrägen Benehmen aneckt. Da er aber der Seniorchef des Familienunternehmens ist, muss man ihm zähneknirschend Respekt entgegenbringen. So ist das 1900. Kinder z.B. interessieren ihn überhaupt nicht, er sitzt in seinem Schuppen und stellt nicht nachvollziehbare Forschungen an. Auch Calpurnia muss sich ihm erst massiv in Erinnerung bringen – dann aber entwickelt sich eine tiefe Freundschaft zwischen den beiden, als er Calpurnias genaue Beobachtungsgabe entdeckt. Und, oh Wunder, er hat seltsame Freunde: Charles Darwin, Sigmund Freud u.a. Diesen schreiben die beiden Berichte und am Ende gibt es für die ganze Familie eine große Überraschung. Ob sich für  Calpurnia am Ende aber ihr Lebenstraum erfüllt, erfährt der Leser leider erst in den nächsten beiden Bänden, die diesem ersten Teil einer Trilogie folgen sollen.

Ich brauchte ungefähr 70 Seiten, um in die Geschichte des langsam erzählten Buches mit all seinen kleinen Alltagsproblemen hineinzukommen. Aber dann hat es mich gepackt – ich erfuhr viel über die Entwicklungsgeschichte des Menschen, über die großen Entdeckungen des letzten und vorletzten Jahrhunderts.  Trockenes Schulwissen wird so greifbar. Und Calpurnia und ihre Familie wächst einem richtig ans Herz – man wünscht sich als Leser, dass sie ihr Ziel erreicht und sogar das Verhalten des  schrulligen Großvaters kann man Ende verstehen. (UP13)


2) Text-Inhalt: Das Buch "Calpurnias (r)evolutionäre Entdeckungen" von Jacqueline Kelly handelt von einem Mädchen um 1900, welches sich nicht für Kochen oder Handarbeiten interessiert, sondern für das Beobachten der Natur. Dies missfällt ihrer Mutter aber sehr.
Calpurnia beobachtet gerne die Tiere auf dem Hof ihres Vaters. Ihr Lieblingsbruder bemerkt dies und schenkt ihr deshalb ein Notizbuch, in dem sie von nun an alles notiert, was sie bemerkt, wie viele Tiere sie sieht oder ähnliches. Allerdings sind ihre Notizen ziemlich stümperhaft. Irgendwann sieht ihr Opa, wie sie Notizen macht und vom da an hört sie auf, sich vor ihm zu fürchten. Außerdem lehrt er sie die Naturwissenschaften, sodass ihr Notizen schon nach einer Woche um einiges genauer sind (weiterhin notiert sie sich auch sehr interessante Fragen). Später im Buch finden ihr Opa und sie auch noch eine erstaunliche...wenn ihr das Buch lest, werdet ihr herausfinden, was es ist.

Einschätzung: Es hat Spaß gemacht, dieses Buch zu lesen, denn man fühlt sich gleich mit Calpurnia verbunden, da sie ein normales Mädchen mit "nervigen Eltern" ist. Außerdem ist sie sehr sympathisch, weil sie nicht alles kann und man im Laufe des Buches merkt wie ihr alles (Schule, Hausfrauendinge, Naturwissenschaft ...) über den Kopf wächst. Gerade deswegen und weil keine Gewalt vorkommt würde ich es jedem ab 6 empfehlen. (TH9)

3)Text-Inhalt: Calpurnia lebt 1889 in Amerika, also zu einer Zeit in der alles ziemlich konservativ ist und ein Mädchen nichts anderes können muss als Hand-und Hausarbeit, gut aussehen und vielleicht noch Klavier spielen. Dumm nur, dass sich Calpurnia, oder Callie, wie sie sich nennt, überhaupt nicht für diese Dinge interessiert. Als sie von ihrem großen Bruder Harry ein Notizbuch bekommt, fängt sie an, über alles, was sie in der Natur beobachtet, Notizen zu machen. Schließlich nimmt das auch ihr Großvater wahr, der sich sonst eher wenig für seine Enkelkinder interessiert und nicht einmal deren Namen richtig weiß. Von ihrem Großvater lernt Callie dann mehr über die Naturwissenschaften, das genaue Beobachten und auch einiges über berühmte Naturwissenschaftler dieser Zeit. Dies wird begleitet von dem Familientrubel, den sie in ihrer großen Familie hat, von ersten Liebesgeschichten, von der Angst vor dem Erwachsenwerden und von einer wirklich (r)evolutionären Entdeckung.

Einschätzung: Ein wirklich schönes Buch, für Leser jeden Alters. Es ist eine wirklich süße Geschichte und man erfährt nebenbei auch noch etwas über die verschiedenen Naturforscher, die Innovationen (z.B. das Telefon oder Coca Cola) und die Lebensweise der Menschen im 19./20. Jahrhundert. Ich finde der Titel passt sehr gut zum Buch, weil es ja um die Evolution geht, Calpurnia aber gleichzeitig gegen ihre "Bestimmung", nämlich einzig als Hausfrau und Mutter zu enden, rebelliert, weil sie gerne Naturforscherin werden möchte. Dieses Buch ist wie "Paddington der Bär". Man kann sich mit der ganzen Familie auf's Sofa setzen und es zusammen lesen. (JB11)