Freitag, 13. Juni 2014

Kari Ehrhardt: Giraffen in Finnland (Carlsen 2014)

Auch auf die Gefahr hin, dass ich jemandem hier total Unrecht tue: Entweder habe ich überlesen, warum genau das Buch nun den Titel trägt, oder die Anspielung ist nicht gelungen. Außer,  dass Finn lang und dünn ist, kann ich nichts entdecken, was mit Giraffen zu tun hat. Es geht aber auch gar nicht um Finnland, sondern um Deutschland. Das Buch ist ganz witzig geschrieben, das muss ich zugeben. Aber obwohl es um die typischen Nebengeräusche im turbulenten Leben einer 16-jährigen geht (Internet, Unsicherheit im Umgang mit Gleichaltrigen, Schule, Stress mit den Eltern), habe ich das Gefühl, dass das Thema irgendwie gestrig ist: WG Probleme von Eltern, die früher zufällig mal auf Partys Kinder gezeugt haben, mit deren Aufzucht sie sich jetzt schwer tun. Und so kommt es zu Männer-WGs, in denen Kinder aufwachsen, zu Frauen-WGs, die prinzipiell gegen Männer sind, zu Verbindungen zwischen allen und zwischen einer Nähe, die künstlich wirkt und den dazwischen hin-und herziehenden Kindern zugemutet wird. Also der Teil, in dem es „nur“ um die Jugendlichen geht, den finde ich ganz passabel, aber der Teil, in dem es um die Eltern geht, den finde ich veraltet – so war es mal, aber so ist es nicht mehr. Und wieder mal hat man den Eindruck, als müssten die Kinder die Verantwortung für ihre verpeilten Eltern übernehmen… soll das so rüberkommen? (UP13)

Stichworte: WG, Internet, Freundinnen, Singles, Alleinerziehende Eltern