Sonntag, 17. Mai 2015

Anne C. Voorhoeve: Kascha (Ravensburger 2015)


Das ist mal ein Thema, das in Jugendbüchern selten aufgegriffen wurde bis jetzt: Der Alltag von Sinti- und Roma-Familien. Im Norden, da, wo nichts ist und wo sich die Leute eher misstrauisch gegenüberstehen, ausgerechnet da will eine Sinti-Familie den Neuanfang wagen. Weg von der belastenden Geschichte (Fast die ganze Familie wurde in Auschwitz ermordet, Vorurteile der Mitmenschen isolierten die Familie und führten zum Verlust des Besitzes usw.) Doch auch im Norden begegnen die Kinder und Erwachsenen denselben Vorbehalten und einer abweisenden Haltung auf allen Ebenen. Auch die Polizei reiht sich da ein.   Da passiert etwas, das das Blatt zum Wenden bringt – es bleibt spannend. Nebenbei erfährt man viel über den Glauben, die Gewohnheiten, die Bräuche und Charaktereigenschaften der handelnden Personen, die im Übrigen sehr sympathisch dargestellt sind. Auch wenn die Hauptperson, Kascha, als „echte Zicke“ erscheinen mag … Das Buch hält dem Leser einen Spiegel vor. Wie ist e denn mit unseren eigenen Vorurteilen? Und hat nicht Kascha recht, wenn sie einfach immer ehrlich bleibt und sich nicht verbiegt?
Mein einziger Einwand: sprachlich sind einige Stellen ungelungen oder einfach vielleicht ungünstig übersetzt. Da kommt der Lesefluss ins Stocken und man muss ab und an nochmal zurückblättern…
PS: Die Katastrophe, von der hier geredet wird, hat sich exakt genauso ereignet. Ich war dabei :-) Lesenswert ab 11Jahren.  (UP13)