Sonntag, 17. Mai 2015

Dave Eggers: Circle (Kiepenheuer & Witsch 2014)

1) Zweifellos wird hier ein sehr wichtiges Thema eindringlich dargestellt und die Hauptperson, Mae, symbolisiert auf eine beängstigende Weise die am weitesten verbreitete Haltung gegenüber Medien, nämlich hundertprozent unkritisch. Sicher von Stil und Ereignissen her ein fast überzogenes und satirisch anmutendes Buch, dem man aber nicht absprechen kann, dass es die Wirklichkeit nicht genau ins Visier nimmt. Der Schluss spricht in dieser Hinsicht für sich.
Obwohl also wichtig und bedenkenswert, meine ich doch, dass es eigentlich kein Jugendbuch ist. Stil und Sprache sind sehr durch Zahlen, Konkurrenz und Erfolg geprägt - Themen, die sich hauptsächlich in der Welt der männerdominierten Wirtschaft zeigen. Ich habe lange darüber nachgedacht, warum die Person, die hier willig ausführendes und gänzlich unkritisches Subjekt ist, eine Frau ist ... Sprachlich habe ich noch einzuwenden, dass viele Begriffe ungünstig verarbeitet sind und sich mir so manche Entscheidung des Übersetzers nicht erschlossen hat. Englische Ausdrücke wie Lunch z.B. sind nicht übersetzt, dagegen aber "heilige Scheiße" ... ich habe lange gebraucht, um in die Thematik reinzukommen. Dann ist das Buch aber sehr spannend. Und die Enttäuschung am Ende lässt die Leser iregndwie im Regen stehen ... zumindest dann, wenn man das Buch nicht als Satire versteht.  (UP13)

2) Ein aktueller Roman mit einem brisanten Thema - "Der Circle" von Dave Eggers zeigt eine mögliche, nahe und transparente Zukunft im Sinne von Huxleys "Schöne neue Welt".

Text-Inhalt: Durch ihre Collegefreundin Annie erhält Mae einen Job bei dem Megakonzert Circle, welcher alle Funktion von Google, Facebook, Twitter, ect. übernommen hat. Auch wenn die Statistik ihrer Arbeitsaufträge von Beginn an rekordverdächtig ist, hat Mae Probleme den sozialen Aktivitäten des Circles  zu folgen und verpasst einige der dort stattfindenden Events. Teilweise auch weil sie mit ihrem an MS erkrankten Vater zusammen ist. Als ihre Chefs das herausfinden wird sie gefragt, warum sie es denn mit niemanden geteilt hat, der Circle hätte ihr ja helfen können...
Mehrere solche Interventionen führen bei Mae zu einer Übernahme der Werte des Circles. In dieser Zeit tauchen immer wieder Stimmen der Vernunft auf, die Mae aber als Unsinn betrachtet. Die ganze Sache spitzt sich zu. Ihr Ex Mercer stirbt verfolgt von Drohnen, Annie wird von den Informationen über die Vergangenheit ihrer Familie überrumpelt und fällt ins Koma und Leute die sich offiziell gegen den Circle stellen werden verhaftet.

Einschätzung: Ein Buch abstrus und trotzdem nah an der Wirklichkeit. Der Autor schreibt von einer Welt in nicht all zu ferner Zukunft, die wir nicht wollen, nicht wollen sollten, allein wenn man bedenkt wie viele auf Demonstrationen gegen den gläsernen Bürger kämpften.
Doch auch wenn der Autor nicht alle seine Möglichkeiten nutzt, der Circle hätte bei weitem mehr technologische Möglichkeiten haben können, handelt es sich um eine mögliche Zukunft. Eine Zukunft in nicht all zu weiter Ferne. Die Situation die im Circle beschrieben wird ist einfach eine Überspitzung der aktuellen Situation, welche der Autor soweit treibt, dass einfach jedem klar werden sollte, dass dabei etwas falsch läuft. Daher empfehle ich das Buch jedem der übermäßig viel Zeit mit den neuen Medien verbringt und sich von diesen allzu sehr lenken lässt. Doch möchte ich das Buch aufgrund der Ironie, die sich durch das ganze Buch zieht, sowie dem Tod und Sex darin frühestens ab 14 empfehlen.
Doch noch ein paar Sätze zum Ende: Es hat mich überrascht, was so gut wie nie vorkommt. Es ist genau das passiert was ich nicht erwartet hatte, was ich weder als wirklich positiv, noch als wirklich negativ empfinden kann. Außerdem wirkte es auf mich relativ abrupt was aber auch gewollt gewesen sein kann. Als eine Art offenes Ende, wobei ich als Leser nicht gewusst habe wie es nach diesem Ende noch weiter gehen sollte.(TH11)